100 Jahre alt und ganz schön fit

von Redaktion

Zwei Enkel, zwei Urenkel und vier Ur-Ur-Enkel gratulieren Christa Macha

Rosenheim – Christa Macha sitzt in ihrer Wohnung im zweiten Stock eines Reihenhauses bei Schokokuchen und Kaffee. Um sie herum sitzen Freunde, Familie und Nachbarn. Christa Macha redet gern und lacht mit ihren Gästen. Sie erzählt, wie stolz sie ist, dass sie nun 100 Jahre alt geworden ist. „Schon zum 99. Geburtstag habe ich gesagt: Ein Jahr muss noch mindestens sein“, sagt sie. Dann verschwindet ihr Lächeln. Sie deutet auf das schwarze Ledersofa ihr gegenüber. „Mein Sohn Karl saß damals auf diesem Sofa“, sagt sie. Dieser Geburtstag ist der erste, den sie ohne ihr einziges Kind feiern muss.

Gründerin von vier
Generationen

Christas Sohn Karl Strzempa ist im September 2023 im Alter von 77 Jahren gestorben. Das sei sehr schlimm für sie gewesen. „Aber da kann man nichts machen“, sagt sie und versucht, sich auf das Schöne zu konzentrieren. Sie sei froh, Familie um sich herum zu haben. Christa Macha hat zwei Enkel, zwei Urenkel und vier Ur-Ur-Enkel.

Schon von klein auf war sie es gewohnt, mit vielen Familienmitgliedern zu leben. Sie ist mit sechs Geschwistern im schlesischen Polen aufgewachsen. „Das war immer voll bei uns“, sagt sie. Als Christa Macha acht Jahre alt war, starb ihre Mutter, mit 15 Jahren begann Christa Macha eine Lehre zur Schaffnerin. Sie arbeitete sechs Jahre lang in dem Beruf. Über die Jahre übte sie verschiedene Tätigkeiten aus. Vom Telegrafendienst im Jahr 1945 – wo sie sich um Telegramme und Fernschreiben kümmerte – für den sie nach Bad Endorf zog, über die Arbeit in einer Munitionshalle, in der sie Schießpulver und Kugeln an die Front sandte.

Nach dem Krieg zog sie zurück nach Polen, um dort in einer Papierfabrik zu arbeiten.

Im Alter von 50 Jahren musste sie wegen gesundheitlicher Probleme in Rente gehen. Als ihr Mann 1988 starb, zog sie nach Rosenheim, zu ihrer Familie, wo sie bis heute lebt.

„Sie nutzte die freie Zeit, um auf mich und meinen Bruder aufzupassen“, erzählt Machas Enkelin Renate Kasprzyk. Dadurch sei über die Jahre ein enges Verhältnis zwischen ihr und ihrer Oma entstanden. Noch heute besucht sie ihre Oma regelmäßig und unterstützt sie beim Putzen und Kochen. Dabei ist Renate Kasprzyk nicht die einzige Unterstützung, die Christa Macha hat: Weitere Familienmitglieder, Nachbarn und Freunde sowie Pfleger der Caritas schauen ebenfalls regelmäßig bei der Seniorin vorbei. „Ich bin so dankbar für die Unterstützung“, sagt sie. Und erzählt, wie Nachbarn ihr helfen, Pakete und Zeitungen in ihre Wohnung hochzutragen. „Treppensteigen ist alleine sehr schwierig für mich“, sagt sie.

Daniel Artmann, der Zweite Bürgermeister, überreichte Christa Macha Glückwünsche der Stadt sowie einen Blumenstrauß und eine große Breze mit der Zahl 100 darauf.

Auf seine Frage, wie Macha es geschafft habe, so alt zu werden, lacht sie. „Das weiß ich selber nicht genau“, sagt sie. Sie vermutet, dass die harte Arbeit in ihrer Jugend geholfen hat, widerstandsfähiger zu werden. Auch nach Renteneintritt sei sie aktiv geblieben, reiste viel und kümmerte sich um ihre Enkel und Urenkel.

In Sorgen wegen
vieler Kriege

Mittlerweile ist es im Leben der 100-Jährigen ruhiger geworden. Nach wie vor trifft sie sich gerne mit Nachbarn.

Einen Großteil ihrer Zeit verbringt Christa Macha vor dem Fernseher. Sie schaut die Nachrichten, informiert sich immer wieder über den Ukraine-Krieg. „Der beunruhigt mich“, sagt sie. Zu tief sitzen die Erinnerungen an die Kriegsjahre, die sie selbst erlebt hat. Um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, achtet sie darauf, immer genug Wasser im Haus zu haben.

Bis vor rund 20 Jahren sei sie zu Wallfahrtskirchen in Ländern wie Spanien und Frankreich gereist, um für Friede und Glück zu bitten, erzählt Christa Macha. Heute tut sie das täglich via Rosenkranz. Einer ihrer Wünsche: „Ich bete, dass ich mit meinen 100 Jahren keinen Krieg mehr erleben muss“, sagt sie.

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