Kolbermoor – Es gibt sie zum Glück immer wieder im Alltag: wahre Mitmenschlichkeit. Dort, wo Behörden, Einrichtungen und offizielle Anlaufstellen abwinken, sich nicht zuständig fühlen, von A nach B verweisen, erklären sich Privatpersonen bereit, anderen zu helfen, sie zu unterstützen und nicht allein im Regen stehen zu lassen.
Unser Bericht vom 24. Januar über Lise R. aus Kolbermoor, die verzweifelt versuchte, Hilfe für ihren defekten Rollstuhl zu bekommen – ein Reifen hatte seit Weihnachten einen Platten – rief zahlreiche Mitbürger auf den Plan. Nachdem die Online-Portale und Printausgaben des OVB über die Odyssee der schwerbehinderten Kolbermoorerin berichtet hatten, setzte sich eine kleine Lawine der Hilfsangebote in Bewegung. Der Artikel war kaum online, die Druckerschwärze noch gar nicht richtig trocken, da gingen schon die ersten Anrufe von Sanitätshäusern und technisch versierten Helfern in der Redaktion ein, die Lise R. kostenlos und vor allem sofort helfen wollten. „Das kann doch gar nicht sein, dass man die arme Frau mit ihrem Problem alleine lässt“, sagt ein Mann, der sich sofort nach Lesen des Artikels auf den Online-Portalen des OVB an die Redaktion gewandt hat.
Ein anderer meldet sich unmittelbar, nachdem er den Bericht in der Printausgabe gelesen hat: „Ich möchte der Dame so gern helfen, da muss sich doch was machen lassen.“ Kurz darauf der nächste Leser: „Ich weiß nicht, ob ich den Reifen des Rollstuhls reparieren kann, dazu müsste ich ihn erst mal anschauen. Aber ich fahre gern bei ihr in Kolbermoor vorbei und würde es versuchen.“
Nachdem der Defekt am Reifen ihres Elektro-Rollstuhls bei einem Krankenhausaufenthalt festgestellt worden war, hatte Lise R.s Odyssee ihren Lauf genommen. Vergeblich bemühte sie sich an verschiedenen Stellen um Hilfe – bei einem Rosenheimer Sanitätshaus, das zunächst Hilfe signalisierte, dann aber auf einen fehlenden Vertrag mit der Krankenkasse verwies.
Dasselbe Bild bei einem Unternehmen in Traunstein. Der Rollstuhllieferant sah ebenso wenig eine Zuständigkeit. Und von ihrer Krankenkasse hörte sie nach ihrem Anruf fast eine Woche lang überhaupt nichts, bis diese letztlich erklärte, ein Unternehmen in Traunstein damit beauftragt zu haben, „eine Reparatur des Hilfsmittels (Elektro-Rollstuhl) durchzuführen“, da die Firma Vertragspartner der Kasse sei. Das Problem dabei war allerdings, dass ebendieses Unternehmen darauf verwiesen hatte, dass es ab dem 1. Januar nur noch den Schwerpunktbereich „Kinder, Jugendliche, Heranwachsende“ betreue und demnach ab diesem Zeitpunkt die laufende Fallpauschalen-Versorgung nicht mehr betreuen könne.
Doch auch diese Firma meldete sich nach der Berichterstattung per Telefon bei Lise R. und bot ihr an, da nun doch die Zuständigkeit für Reparaturen gegeben sei, den Rollstuhl unverzüglich zu reparieren. Nur „kurze Zeit später stand der Monteur vor der Tür und der reparierte dann den Rollstuhl zu meiner vollsten Zufriedenheit“, so Lise R. glücklich. Dabei tauschte er sowohl den durchlöcherten Schlauch als auch den gesamten Mantel des Reifens aus. „Jetzt funktioniert wieder alles tadellos und ich bin so froh, dass ich nach über fünf Wochen endlich wieder meinen Rollstuhl nutzen kann“, ist die Kolbermoorerin erleichtert. Franz Hoffmann