Augsburg – Am Samstag hat Stefan Reuter, der Sport-Geschäftsführer des FC Augsburg, bei Markus Weinzierl angerufen. Und obwohl es im Anschluss daran zu einem persönlichen Treffen kam und am Sonntag zu einer weiteren „intensiven und tiefen“ Gesprächsrunde, war bei Weinzierl sofort klar, dass er das Angebot Reuters, Trainer beim FCA zu werden, annehmen würde: „Das war eine 110-prozentige Entscheidung innerhalb von ein paar Sekunden.“ Am Dienstag leitete er sein erstes Training und spürte bereits „den Nachhausekommen-Effekt“. Und ist nun voller Optimismus, die Augsburger in der Bundesliga halten zu können.
Trainerwechsel sind Profifußball-Alltag. Der Fall von Markus Weinzierl (46), der auf Heiko Herrlich folgt, der nach dem 2:3 zu Hause gegen Köln nicht mehr zu halten war, ist aber ein spezieller. Denn Weinzierl, der Straubinger, war ja schon mal da, von 2012 bis 2016. Er wurde mit dem FCA groß, der FCA mit ihm. „Unsere Geschichte war, dass wir in Liverpool gespielt haben“, erinnert Weinzierl an 2015/16. Auf seine Initiative hin wurde die Geschichte beendet, er erzwang den Wechsel nach Schalke, brach seinen Vertrag. „Es ist – siehe Hansi Flick – oft schwierig, den goldenen Mittelweg zu finden.“ Nun sagt er: „Ich habe es bereut, weggegangen zu sein. Oft merkt man erst, was man hatte, wenn man nicht mehr da ist.“
Das Verhältnis zu Stefan Reuter war vor fünf Jahren angeknackst, gilt aber längst als bereinigt. Für Reuter galt es jedoch, abzuchecken, ob Weinzierl die Erlebnisse der Zeit nach Augsburg verarbeitet hat. Auf Schalke fand der Aufstieg des jungen Trainers sein Ende. Weinzierl heute: „Die Schalke-Zeit sehe ich aber nicht so negativ. Punkteschnitt 1,5.“ Doch er räumt ein, „bei zwei großen Vereinen“ – der andere war der VfB Stuttgart – „mit Nebengeräuschen und schwierigen Bedingungen“ nicht gepasst zu haben. Er kennt die Vorwürfe von Spielern, die nachhallen: Ihm fehle Empathie und die Bereitschaft zur Kommunikation. „Ich habe meine Art und Weise reflektiert. Aus jeder Phase des Lebens lernt man.“ Jetzt aber will er „anknüpfen an die Augsburg-Zeit“. Nach zwei Jahren ohne Stelle ein neues Trainerleben – bei der alten Liebe.
Es sind einige Spieler aus seiner früheren FCA-Zeit noch oder wieder da: André Hahn, Jeff Gouweleeuw, Alfred Finnbogason, Jan Moravek. Er kennt Florian Niederlechner – „als Spieler der gegnerischen Mannschaft hat er oft gegen mich getroffen“, schon in der 3. Liga, als Weinzierl Regensburger und der Stürmer Unterhachinger war. Weinzierl glaubt, dass die Mannschaft gut genug bestückt ist, um die alte Idee von Fußball zu beleben, die unter dem defensiv orientierten Heiko Herrlich verloren gegangen ist. „Die eigenen Stärken herauskehren, eklig sein, Spaß am Zweikampf haben. Die Umschaltmomente, das geradlinige Kontern hat mir gefehlt. wenn ich Augsburg-Spiele gesehen habe.“
Helfen soll bei der Anleitung des Teams Rainer Maurer. Den ehemaligen 1860-Coach (zuletzt bei Türkgücü) hat Stefan Reuter als Assistenten vorgeschlagen. „Erfahrener Mann, ich kenne seine Analysen, sie passen zu Markus’ Idee.“ Am Montag hatten Herrlich (Vertrag bis 2022) und Maurer (vorläufig nur bis Ende dieser Saison) Gelegenheit, „sich zu beschnuppern“ (Reuter).
Weinzierl und Reuter wollen nur ihre alte Erfolgsgeschichte wieder aufnehmen. Der Trainer spricht vom Wohlfühlfaktor und berichtet, im Hotel habe ihm die Frühstücksdame „ein zusätzliches Croissant angeboten, weil ich so abgenommen habe“. Stefan Reuter sagt, man habe die Bedienung gebeten, doch so nett zu dem alten und nun wieder neuen Gast zu sein.