Da steigt der Rauch auf

von Redaktion

Die Deutsche Krebshilfe kritisiert den Zigarettenkonsum im Fernsehen und mahnt mehr Jugendschutz an

Von Stefanie Thyssen

Es wird immer weniger geraucht – im echten Leben. Vor allem bei den Jugendlichen ist die Zahl der regelmäßigen Qualmer zurückgegangen (bei den 18- bis 25 Jährigen zum Beispiel von knapp 50 auf unter 30 Prozent). In Film und Fernsehen wird allerdings seit einigen Jahren wieder gepafft, dass der Rauch aufsteigt. Das ist zumindest der Eindruck, den viele Zuschauer – und Leser wie Franz Wegezeder haben. „Gerade bei den TV-Kommissaren ist das schon sehr auffällig“, sagt der 73-jährige Steuerberater im Ruhestand unserer Zeitung. „Das muss doch nicht sein – zumal viele junge Menschen zuschauen, und für die sind diese Kommissare doch Vorbilder“, so Wegezeder, der sein Leben lang überzeugter Nichtraucher ist und fordert: „Gerade so prominente Figuren müssten vielmehr deutlich machen, dass es überhaupt nicht cool ist zu rauchen!“

Beistand bekommt der Münchner von der Deutschen Krebshilfe, die Filme mit Raucherszenen ins Nachtprogramm verbannen möchte. „Es ist besonders beunruhigend, dass häufig schon im Nachmittags- und Vorabendprogramm geraucht wird, da diese Sendungen oft von Kindern und Jugendlichen gesehen werden“, sagt deren Vorstandschef Gerd Nettekoven. Als Beispiel nennt er die ARD-„Lindenstraße“, wo nicht nur häufig geraucht, sondern das Rauchen auch positiv dargestellt werde. Nettekoven schlägt eine Richtlinie für Fernsehanstalten vor, nach der Filme und Serien mit entsprechenden Szenen erst spät ausgestrahlt werden sollten. „Dies wäre ein deutliches Signal der Fernsehsender, dass sie den Jugendschutz wirklich ernst nehmen“, so Nettekoven.

In dieselbe Richtung, allerdings in Bezug auf Kinofilme, argumentiert wie berichtet der Suchtexperte und Psychologe Reiner Hanewinkel von der Universität Kiel. „Eine Anhebung der FSK-Altersangabe für Filme, in denen geraucht wird, würde die Zahl der Rauchszenen, die ein Jugendlicher sieht, verringern und entspräche einer zentralen Forderung der Weltgesundheitsorganisation“, erklärt Hanewinkel in einem Beitrag für die Zeitschrift „Sucht“. Der Wissenschaflter hatte heuer 81 Filme untersuchen lassen. In 60 der Produktionen (74 Prozent), darunter Blockbuster wie „Willkommen bei den Hartmanns“ und „Fack ju Göhte“, wurde geraucht.

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