Nackte Tatsachen im Kino – in den Siebzigerjahren wurden sie zum deutschen Exportschlager. Die Rede ist vom „Schulmädchenreport“, dessen erster von insgesamt 13 Teilen vor genau 50 Jahren Premiere hatte. „Was Eltern nicht für möglich halten“ lautet der Untertitel des Films, der auf einem Aufklärungsbuch des heute 94-jährigen Autors Günther Hunold beruhte. Sieben Millionen Kinozuschauer hatte das lüsterne Werk, das sich als „Dokumentation“ ausgab.
Worum ging es? An einer Münchner Schule herrscht Unruhe. Schülerin Renate ist am Rande eines Ausflugs beim Sex mit dem Busfahrer erwischt worden. Sie hatte den schlafenden Mann angeblich verführt. Eine Lehrerkonferenz soll jetzt entscheiden, ob sie von der Schule fliegt. Dabei ergreift ein „Sexualpsychologe“ das Wort und weiß vom heimlichen Sexualleben von Schülerinnen zu berichten. Er öffnet der Lehrerschaft und dem Elternbeirat die Augen. Spießiger geht es kaum.
Neben den Spielszenen mit nackten jungen Frauen, übrigens hauptsächlich Laiendarstellerinnen, gibt es im „Schulmädchenreport“ auch Straßenumfragen, in denen ein Reporter Frauen zu Themen wie Selbstbefriedigung befragt. Der wurde damals von Friedrich von Thun gemimt, der sich heute dazu nicht mehr äußern möchte. Auch andere heute prominente Darsteller wie Jutta Speidel und Lisa Fitz – damals noch keine 20 – kommentieren ihre Beteiligung von damals nicht. Sie waren 1970 als Heike und Susi zu sehen. Sascha Hehn agierte später übrigens in Teil vier und sechs. Weltweit sollen sich bis zu 100 Millionen Kinofans die „Schulmädchenreporte“ angesehen haben. Der erste Teil kam 1971 auch in Schweden, Dänemark und Japan ins Kino. Es folgten Belgien, Italien, Frankreich und sogar Australien. Ein echter deutscher Exportschlager.
Im Gegensatz zu Oswalt Kolle und seinen Aufklärungsfilmen bedienten die „Report“-Filme eher Voyeurismus. Quotenhits wurden sie nochmals Anfang der Neunzigerjahre – in entschärfter Form – im Spätprogramm von Privatsendern wie Sat.1. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) hat sich öfter mit der Reihe befasst. Indiziert aufgrund des Jugendschutzgesetzes sind heute noch fast alle 13 Teile. Die Gremien kritisierten „vornehmlich die Verknüpfung von Sex und Gewalt“. In der Tat wird allzu oft die heute indiskutable Geschichte erzählt, dass die Initiative stets von den Frauen ausgeht und die Männer sozusagen „Opfer“ von deren Verführungskünsten sind.