Vom Maurer zum Bürokaufmann, vom Lagerarbeiter zum Altenpfleger: Wer beruflich noch einmal ganz neu anfangen will oder muss, kann eine Umschulung machen. Doch was genau ist das eigentlich?
„Im eigentlichen Sinn handelt es sich bei einer Umschulung um eine längere, gegebenenfalls geförderte Weiterbildung“, erklärt Thomas Kruppe vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. Und zwar mit dem Ziel, einen Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf zu vermitteln.
Die Maßnahme sei grundsätzlich für Personen gedacht, die bereits einen Abschluss haben und sich umorientieren möchten oder müssen. Doch auch Geringqualifizierte, die noch keinen Berufsabschluss besitzen, können sich über solche Angebote weiterbilden, um bessere Chancen auf einen Job zu haben. Das werde häufig ebenfalls als Umschulung verstanden, erklärt der Experte.
Wann eine Umschulung für Berufstätige möglich oder nötig ist, ist unterschiedlich. „Natürlich kann es sein, dass Sie etwa durch eine Kündigung dazu gezwungen sind, sich umschulen zu lassen“, sagt Lucy Merzenich-Lang, Karriereberaterin aus Aachen.
Soll die Umschulung von der Bundesagentur für Arbeit finanziert werden, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. „Darüber wird individuell und nach ausführlicher Beratung mit dem Kunden entschieden“, so Christian Weinert von der Bundesagentur für Arbeit.
Auch ein fehlender oder nicht mehr verwertbarer Berufsabschluss kann eine Umschulung notwendig machen. Ein Berufsabschluss sei dann nicht mehr verwertbar, wenn eine Beschäftigung in einem dem Abschluss entsprechenden Bereich voraussichtlich nicht mehr ausgeübt werden könne. „Liegen die Voraussetzungen für eine Förderung vor, erhalten Kunden einen Bildungsgutschein“, sagt Weinert. Der garantiert die Übernahme der Weiterbildungskosten und gegebenenfalls die Weiterzahlung des Arbeitslosengelds.
In Unternehmen sind neue Qualifizierungen durch Umschulungen beliebt: „Ich mache die Erfahrung, dass Arbeitgeber – auch durch den Fachkräftemangel – händeringend nach qualifiziertem Personal suchen. Sogenannte Zick-Zack-Lebensläufe werden zur Normalität und zeigen, dass ein Bewerber vielseitig interessiert ist und sich gut auf neue Situationen einstellen kann,“ sagt Lucy Merzenich-Lang.
Wer einen festen Job hat und nur aus Unzufriedenheit heraus über eine Umschulung nachdenkt, sollte erst Alternativen prüfen: Der Expertin zufolge seien Beschäftigte häufig der Meinung, den falschen Beruf auszuüben – dabei passe nur das berufliche Umfeld des Arbeitgebers nicht zu ihnen. „In diesem Fall braucht die Person keine Umschulung“, sagt sie. Vielmehr sollte sie sich in einem anderen Unternehmen bewerben. dpa-tmn