Immobilien überbewertet?

von Redaktion

Bundesbank warnt vor hohen Preisen am Haus- und Wohnungsmarkt

Für Immobilieneigentümer und -eigentümerinnen sowie für alle, die aktuell ihr Eigentum in bares Geld umwandeln wollen, sind die Zahlen fast zu schön, um wahr zu sein: Allein im vergangenen Jahr verzeichneten die Immobilienumsätze ein Plus von 13,7 Prozent gegenüber 2020.

Dies geht auf eine Analyse des Marktforschungsinstituts des Immobilienvereins (IVD) Süd auf Basis des vom Finanzministerium erhobenen Grunderwerbsteueraufkommens zurück. Ob diese Zahlen tatsächlich „wahr“ sind, also ein belastbarer Wert dahintersteht, daran mehren sich allerdings Zweifel. So warnte jüngst die Bundesbank, dass die Preise vom Wert entkoppelt sein könnten.

Vermehrt Indizien
für Überbewertung

2021 haben Käufer und Käuferinnen in Deutschland Rekordsummen für ihr Eigenheim auf den Tisch gelegt – insgesamt wurden in den 16 Bundesländern Immobilien im Gesamtwert von 353,2 Milliarden Euro umgesetzt. Im Jahr 2020 waren es noch 310,7 Milliarden Euro. Während die Immobilienumsätze von Jahr zu Jahr steigen, sieht die Bundesbank vermehrt Indizien für eine Überbewertung von Wohnhäusern und Wohnungen – und dies gerade in den deutschen Städten. Nach den aktuellen Schätzungen, welche die Bundesbank in ihrem Monatsbericht auswertet, lagen die Immobilien in den Städten im vergangenen Jahr zwischen 15 und 40 Prozent über dem Preis, der „durch soziodemografische und wirtschaftliche Fundamentalfaktoren angezeigt“ sei.

Die Bundesbank warnt schon seit Jahren vor Überbewertungen am Immobilienmarkt. Ob diese tatsächlich so frappierend sind, darüber scheiden sich in der Branche die Geister. Experten und Expertinnen aus dem Bau- und Finanzierungsbereich sprechen gerade bei Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin von einer marktkonformen Preisentwicklung, die weitgehend der hohen Nachfrage und dem immer knapper werdenden Angebot an Wohnraum geschuldet ist. Zudem weist die Bundesbank in ihrem Bericht darauf hin, dass die Einschätzung der Preise bei Wohnimmobilien aktuell mit besonders hoher Unsicherheit behaftet sei – unter anderem wegen der stark gestiegenen Baupreise.

Spitzenreiter im Immobiliengeschäft war laut IVD im vergangenen Jahr Berlin, wo die Umsätze um 26,4 Prozent zulegten. Für Menschen, die in Städten noch vergleichbar günstigen Wohnraum suchen, ist aktuell Bremen zu empfehlen. Dort stiegen die Immobilienumsätze nur um 4,2 Prozent, was auch an dem moderateren Preisniveau in der Hansestadt liegen dürfte.

Christoph Kastenbauer

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