Beratung für Beschäftigte

von Redaktion

Jutta Müller, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Traunstein, im Interview

Mit der Berufsberatung im Erwerbsleben bietet die Agentur für Arbeit ein Beratungsangebot für Beschäftigte, die sich beruflich weiterentwickeln möchten. Jutta Müller, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Traunstein, schildert im Interview die vielfältigen Vorteile des Beratungsangebots.

Seit wann gibt es die Berufsberatung im Erwerbsleben?

Die Idee wurde bereits 2018 geboren aus der Erkenntnis heraus, dass Arbeitstraditionen, wie lebenslange Firmenzugehörigkeit oder gleichbleibende Berufsbilder, nicht mehr zeitgemäß sind. Berufliche Veränderung, sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch in einen anderen Beruf hinein, wird nicht mehr als Bruch in der Vita, als Ausnahme angesehen, sondern als die Regel.

Wie wird sie angenommen beziehungsweise war ein Bedarf, Menschen zu beraten, die bereits im Berufsleben stehen, vorhanden?

Durch den technischen Fortschritt bei der Digitalisierung und Automatisierung ändern sich für fast alle Berufstätigen die Arbeitsplatzanforderungen. Hier gibt es einen großen Bedarf an Weiterbildungen und Qualifizierungen.

Die Berufsberatung im Erwerbsleben bietet Beschäftigten professionelle Unterstützung während ihres gesamten Berufslebens an. In den ersten beiden Jahren war die Nachfrage noch sehr verhalten. Doch gerade die Pandemie hat uns allen vor Augen geführt, dass wir zum Beispiel bei der Digitalisierung einerseits noch einiges aufzuholen hatten, andererseits dies dann auch mit Riesenschritten getan haben.

Viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben festgestellt, dass hier ein enormer Weiterbildungsdruck entstand, der Anpassungsqualifizierungen erforderte.

Daneben bietet die Berufsberatung im Erwerbsleben auch Unterstützung bei Aufstiegsqualifizierung, also nicht lernen, um Schritt halten zu können, sondern lernen, um weiterzukommen.

Worin unterscheidet sich die Beratung von der Berufsberatung für Schulabsolventen?

Die Berufsberatung an den Schulen ist für die erste Berufsorientierung der richtige Ansprechpartner. Da geht es um Eignungen, Talente, darum, herauszufinden, ob der junge Mensch eher technisch, sozial oder handwerklich begabt ist, um die richtige Richtung zu finden. Wir stellen Berufe und Berufsbilder vor, um den Schülerinnen und Schülern einen Eindruck von der Vielfalt zu ermöglichen. Wir begleiten den Übergang von der Schule in die Ausbildung, ins erste Erwerbsleben.

Natürlich gibt es auch ältere Berufstätige, die später auch noch einmal eine ganz andere Berufsentscheidung fällen. Es gibt den Betriebswirt, der zur Sozialpädagogik wechselt, oder die Steuerfachangestellte, die Kinderpflegerin werden will, aber das sind Ausnahmen. Bei den meisten ist es so, dass sie sich schon im richtigen Berufsfeld sehen.

Wer kann sich an die Berufsberatung im Erwerbsleben wenden?

Alle Berufstätigen, die ihre berufliche Zukunft sichern, die sich beruflich orientieren oder weiterentwickeln möchten oder eine Weiterbildung anstreben. Wir beraten auch Mütter und Väter zum Wiedereinstieg nach der Familienzeit zu Chancen auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Auch bei Fragen zu finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten bei einer Weiterbildung kann man sich gerne an uns wenden.

Das Dienstleistungsangebot besteht aus persönlichen und digitalen Elementen. Ein Schwerpunkt ist natürlich die persönliche Beratung, die sowohl in den Arbeitsagenturen, als auch in den Betrieben stattfinden kann. Sie ist kostenlos und kann ebenfalls online stattfinden. Wir bieten zudem berufsorientierende Veranstaltungen an, die sich spezifisch an Erwachsene im Erwerbsleben oder an Wiedereinsteigende richten.

Welche Möglichkeiten haben die Berater, Menschen, die sich beruflich verändern möchten, zu unterstützen? Werden Kosten – etwa für Weiterbildungen – übernommen?

Hier gibt es mehrere Ansätze. Wir geben zum Beispiel Orientierungshilfen zu Weiterbildungen, weil die Fülle an Angeboten und Informationen manchmal irritiert, wenn nicht überfordert.

Oder wir finden mit unserem Selbsterkundungstool NewPlan gemeinsam Inspiration für die weitere berufliche Orientierung. Natürlich beraten wir auch zu den finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten und übernehmen je nach Förderlage auch Kosten für Weiterbildungen oder Prüfungsgebühren.

Ist der Arbeitgeber immer involviert?

Es gibt berufsbegleitende Weiterbildungen, die den Arbeitsalltag nicht beeinflussen, so dass der Arbeitgeber nicht in jedem Falle involviert sein muss.

Können sich auch Arbeitgeber melden, die ihre Mitarbeiter weiterqualifizieren möchten?

Selbstverständlich können sich Arbeitgeber bei uns melden, wenn sie einen Qualifizierungsbedarf bei ihrem Personal sehen. Unser Arbeitgeber-Service stellt dieses Angebot regelmäßig in Unternehmen vor. Oft können dann die Mitarbeitenden in einer innerbetrieblichen Infoveranstaltung gleich mit beraten werden.

Eine wichtige Voraussetzung zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen ist es, das vorhandene Mitarbeiterpotenzial zu erkennen und weiterzuentwickeln: Die Investition in die Weiterbildung von Beschäftigten sichert nicht nur Fachkräfte, sondern erhöht gleichzeitig die Motivation der Mitarbeiter. Dazu steigt die Arbeitgeberattraktivität. Es spricht sich herum, wenn ein Unternehmen das eigene Personal fördert.

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