Die Entwicklung zeichnet sich schon länger ab: Aufgrund hoher Mieten gerade in Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München können sich selbst Durchschnittsverdiener in vielen Fällen dort keinen bezahlbaren Wohnraum mehr leisten. Die Krux: Geringverdiener erhalten in der Regel staatlich geförderten Wohnraum. Für Gut- und Großverdiener sind auch Mieten im obersten Segment meistens kein Problem. Die Durchschnittsverdiener allerdings fallen in dieser Rechnung oft hinten runter.
Die erste staatliche Reaktion auf diesen Missstand kommt aktuell aus Hamburg. Wegen den steigenden Mieten fördert der Stadtstaat beim Wohnen nun auch Haushalte mit mittlerem Einkommen. „Um auch diesen Haushalten eine geförderte Mietwohnung zu ermöglichen, ergänzen wir die Förderinstrumente um einen dritten Förderweg mit einer günstigen anfänglichen Netto-Kaltmiete von 12,10 Euro pro Quadratmeter“, erklärte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) vergangene Woche. Diese Mieten liegen dabei in deren aktueller Ankündigungshöhe deutlich unter den Mietpreisen vieler frei finanzierter Neubauvorhaben.
Anspruch auf eine Wohnung auf dem dritten Förderweg haben den Angaben zufolge Alleinstehende mit einem Brutto-Jahreseinkommen von maximal 42200 Euro. Bei zwei Personen liege die Grenze bei 62800 Euro, bei einer dreiköpfigen Familie bei 80250 Euro brutto.
Zum Vergleich: Beim ersten Förderweg mit Anfangsmieten von 7,10 Euro pro Quadratmeter liegen die Einkommensgrenzen bei Ein-, Zwei- und Drei-Personen-Haushalten bei 28500 Euro, bei 42200 Euro und 53800 Euro brutto. Beim zweiten Förderweg mit Anfangsmieten von 9,20 Euro pro Quadratmeter liegen sie bei 35300 Euro, 52500 Euro sowie 67000 Euro brutto.
Der Schritt des Senats erscheint sinnvoll, erfährt aber auch Kritik. Der Tenor aus der deutschen Bauwirtschaft: Nur eine zuverlässige, groß angelegte Bauförderung deutschlandweit könnte dem Wohnungsmangel langfristig entgegenwirken. „Die bereitgestellten Gelder reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken“, erklärt etwa Christian Bruch, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM).
Das Bündnis „Sozialer Wohnungsbau“ hatte Anfang 2023 errechnen lassen, dass bei den derzeitigen Baukosten für den Bau von 400000 Sozialwohnungen in den Jahren 2022 bis 2025 Bund und Länder zusammen ein Fördervolumen von 50 Milliarden Euro bereitstellen müsste. ck