Rom/Berlin – Ein massiver Ausbruch des Corona-Virus versetzt Italien und seine Nachbarn in Angst: Bis gestern Abend registrierten die Behörden über 150 Fälle. Drei Menschen starben, 26 befanden sich auf Intensivstationen. Die am stärksten betroffenen Städte wurden abgeriegelt. Sogar der Zugverkehr am Brenner ist seit dem Abend eingestellt.
Die staatliche österreichische Eisenbahngesellschaft ÖBB teilte am Sonntagabend mit, alle Zugverbindungen mit dem Nachbarland seien ausgesetzt, weil bei zwei aus Italien kommenden Bahn-Passagieren der Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus bestehe. Ein Eurocity aus Venedig, der als Zielort München hatte, wurde gestoppt, weil zwei deutsche Frauen Fieber hatten. 300 Passagiere warten nun dort. Ein erster Test der Frauen in einem Krankenhaus lief negativ.
In Italien sind am stärksten die Lombardei sowie die Stadt Vo in Venetien betroffen. Der Karneval in Venedig wurde komplett abgesagt, ebenso drei Spiele der höchsten Fußball-Liga. Das Auswärtige Amt riet Italien-Heimkehrern, sich an die Hinweise des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu halten.
Derweil rief Südkorea, wo es ebenfalls zu einer explosionsartigen Zunahme der Infektionen kommt, die höchste Warnstufe aus. Als kritisch gilt die Lage auch im Iran. Experten zufolge ist eine Pandemie, ein weltweiter Siegeszug des Virus, kaum mehr aufzuhalten. „Eine Eindämmung in letzter Sekunde ist wohl auch mit allen verfügbaren Kräften nicht mehr erreichbar“, sagte der Berliner Virologe Christian Drosten. Weil die meisten Infektionen mild verlaufen, sind sie kaum erfassbar. Die Übertragung bleibt oft unbemerkt. Wer milde Symptome hat, geht nicht zum Arzt – kann das Virus aber auf Dutzende Menschen übertragen.
Zuletzt hatte es vom RKI geheißen, Ziel in Deutschland sei es, eine Erkrankungswelle hinauszuzögern, um zu vermeiden, dass die Covid-19- und die Grippewelle zusammenfallen. Das würde eine kaum zu stemmende Doppelbelastung von Kliniken und Praxen bedeuten. „Wir müssen mit angemessenem Aufwand versuchen, die Ausbreitung zu verlangsamen, um einen intensiven Belastungspuls auf das Gesundheitssystem abzumildern“, erklärt der Virologe Drosten. mm