Clans operieren als „ethnisch abgeschottete Subkulturen“

von Redaktion

Berlin – Die Familiennamen unterscheiden sich, doch die Methoden sind ähnlich: Kriminelle Clans terrorisieren Hausbesitzer, verdienen im Drogengeschäft, rauben Geschäfte aus. Ihr illegal erworbenes Geld waschen sie dann in kleinen Gewerbebetrieben, investieren im Ausland oder in den Kauf von Immobilien in Deutschland. Als Käufer tritt dann oft ein mittelloses Familienmitglied in Erscheinung.

In keinem anderen Bundesland laufen derzeit so viele Ermittlungsverfahren gegen kriminelle Familienclans wie in Nordrhein-Westfalen. Das geht aus dem ersten bundesweiten Lagebild zur Clankriminalität hervor, das vom Bundeskriminalamt (BKA) in Berlin vorgestellt wurde.

„Clans“ definiert BKA-Präsident Holger Münch als „ethnisch abgeschottete Subkulturen“, die in der Regel patriarchalisch-hierarchisch organisiert sind und einer „eigenen Werteordnung“ folgen. Bei der Bekämpfung dieses Phänomens sei es hilfreich, dass seit 2017 auch Vermögen „unklarer Herkunft“ leichter eingezogen werden könne, sagt Münch. Er verweist auf einen Fall, in dem 1,5 Millionen Euro in der Reserveradmulde eines Fahrzeugs gefunden wurden.

Laut Bundeslagebild waren im vergangenen Jahr 22 der insgesamt 45 Verfahren gegen kriminelle Clans – und damit fast die Hälfte – in Nordrhein-Westfalen angesiedelt. Ermittler in Bayern betreuten sieben Verfahren, die sich gegen Großfamilien richteten. Fünf Ermittlungsverfahren betrafen Tatverdächtige in Berlin. Unter den bundesweit 654 Tatverdächtigen stellten die Libanesen mit 152 Tatverdächtigen die größte Gruppe.

Insgesamt ging die Zahl der Ermittlungsverfahren gegen Gruppierungen der Organisierten Kriminalität 2018 von 572 auf 535 Verfahren zurück. Für die Sicherheitsbehörden ist das aber nur bedingt eine gute Nachricht. Denn das BKA erklärte, die Ermittlungen seien teilweise komplexer und aufwendiger geworden, auch weil viele Täter auf verschlüsselte Kommunikation setzen. In rund 16 Prozent der Verfahren wurden auch Zuwanderer (Flüchtlinge, Asylbewerber, Geduldete und Menschen, die sich unerlaubt in Deutschland aufhalten) als Tatverdächtige ermittelt. Außerdem stieg der durch Organisierte Kriminalität verursachte Schaden 2018 von 209 Millionen Euro auf 691 Millionen Euro, auch wenn hier die Schwankungen aufgrund einzelner größerer Verfahren generell groß sind. Während die Zahl der Verfahren im Rotlichtmilieu stark zurückging, gab es einen leichten Anstieg bei den Ermittlungen gegen Schleuserbanden.

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