Kraftwerke Haag stellen sich neu auf

von Redaktion

Stromnetz wird technisch auf die Energiewende umgerüstet

Haag – 100 Jahre hat das Wasserkraftwerk am Soyener See/Inn bereits gute Dienste getan. Mit der Anlage, initiiert 1921 von Franz Xaver Mittermaier, startet die Geschichte der Kraftwerke Haag. Sie setzen als Stromerzeuger im stark ländlich geprägten Versorgungsgebiet auf regenerative Energien. Jetzt hat sich die Muttergesellschaft, die Haager Beteiligungs-AG (HABAG), personell und strukturell für die Zukunft neu aufgestellt. Im Fokus: die Energiewende im ländlichen Raum – es geht also weiter mit der schon vor 100 Jahren geborenen Idee.

Regler neuer Alleinvorstand

In der Aufsichtsratssitzung der HABAG wurden Vorstand und Aufsichtsrat neu besetzt. HABAG-Allein-Vorstand mit sofortiger Wirkung ist Marius Regler, ehemals Chef der Stadtwerke Wasserburg. Zum 1. Januar war er zu den Kraftwerken Haag gewechselt, wo er gemeinsam mit Dr. Ulrich Schwarz die Geschäftsführung der Kraftwerke Haag (KWH) Netz GmbH wahrnimmt.

Regler übernimmt das Vorstandsamt bei der Muttergesellschaft HABAG von Andreas Huber, langjähriger Vorstand. Der Hauptaktionär wird den Aufsichtsrat und seinen Nachfolger auch künftig beraten, sein Know-how und seine Kontakte fließen in die weitere Arbeit mit ein, betont Regler. „Kontinuität bei unseren Kunden und Partnern ist gewährleistet.“

„Eine unserer ersten wesentlichen Aufgaben wird darin liegen, die Netzstruktur zukunftsgerichtet aufzustellen“, unterstreicht der neue Vorstand. Die Energiewende und die weiter voranschreitende Dezentralisierung von regenerativen Erzeugungsanlagen stelle das sehr ländlich geprägte Versorgungsnetz vor besondere Herausforderungen. „Das bringt aber auch Chancen für die Kraftwerke Haag mit sich, die der neue Aufsichtsrat und Vorstand gezielt nutzen wollen“, so Regler.

Das Versorgungsgebiet hat einschließlich eines Verteilerunternehmens, den Stadtwerken Dorfen, eine Fläche von 420 Quadratkilometern. Es ist eher dünn besiedelt, die Anschlussdichte deshalb geringer als in Ballungszentren oder einer Stadt wie Wasserburg. 16000 Anschlussnehmer werden unter anderem in Haag, Soyen, Maitenbeth, St. Wolfgang und Isen sowie in Dorfen mit Strom versorgt, berichtet Regler.

Stark aufgestellt ist das Versorgungsgebiet im Bereich regenerativer Energien – nicht nur im Bereich Wasserkraft, sondern auch in der Solarenergie: Über 60 Prozent des unmittelbaren Netzabsatzes nimmt bereits der Anteil der regenerativen Energiequellen ein. Das ist mehr als das Doppelte des Bundesdurchschnitts, so die Geschäftsführung.

Fast 2400 Fotovoltaikanlagen – oft installiert auf landwirtschaftlichen Gebäuden – speisen ins Netz ein. Dieses ist aufgrund der vielen Freileitungen und großen Entfernungen besonders wartungsintensiv. Im Versorgungsgebiet ist die mittlere Leitungslänge pro Kunde nach Angaben von Regler im Niederspannungsnetz mit 60 Metern etwa zehnmal länger als in einer Großstadt; einschließlich Mittelspannung beträgt dieser Wert sogar rund 95 Meter. Eine Problematik ist im Versorgungsgebiet ebenfalls stark zu verspüren: Durch die hohe Anzahl an Fotovoltaikanlagen wird oftmals mehr Strom erzeugt als benötigt und muss zurück ins Netz gespeist werden. In den nächsten Jahren stehen auch deshalb Investitionen in die technische und wirtschaftliche Neuaufstellung des Stromnetzes mit einer Leitungslänge von 1150 Kilometern an, teilt Regler mit.

Auf gut Deutsch übersetzt: „Wir müssen das Netz dicker machen, damit es die Rückspeisung verkraftet“, erklärt es Regler für den Laien. Die jährliche Strommenge beträgt über 255 Millionen Kilowattstunden.

Die Kraftwerke wollen außerdem ins Geschäftsfeld der E-Mobilität einsteigen: mit Ladesäulen und Wallboxen.

Der neue Aufsichtsrat

Der neue Aufsichtsrat der HABAG setzt sich aus Klaus Pass (Jurist und Unternehmer), Michael Forstner (Vorstand der ÜZW Energie AG, Altheim) und Bernd Zischler (bereits Mitglied des ehemaligen Aufsichtsrats, Regierungsdirektor im Bayerischen Innenministerium) zusammen. Er werde eng und vertrauensvoll mit dem Vorstand kooperiert. Als Aufsichtsratsvorsitzender wurde Klaus Pass gewählt.

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