Rosenheim/München – Der Lohnzettel für Bauarbeiter im Landkreis Rosenheim sieht diesmal in einem entscheidenden Punkt anders aus: Zum ersten Mal bekommen Bauarbeiter im Februar eine Lohnabrechnung, auf der die Kilometer eine Rolle spielen, die sie im Januar auf ihrem Weg zu den Baustellen zurückgelegt haben.
„Das ist eine Premiere für den Bau: Endlich gibt es eine Entschädigung für die Fahrstrecken und damit vor allem für die vielen Stunden, die Maurer, Betonbauer, Kranführer und Co. auf der Straße unterwegs sind“, sagt Harald Wulf, Bezirksvorsitzender der IG Bau Oberbayern. Bislang hätten die meisten Bauarbeiter ihre Zeit für die Fahrten zur Baustelle dem Chef einfach geschenkt.
„Ein wichtiger Schritt
nach vorn“
Für Wulf ist die Entschädigung der Wegezeit „ein wichtiger Schritt nach vorn, um die Arbeit auf dem Bau vom Lohn her attraktiver und gleichzeitig auch gerechter zu machen“. Immerhin sind die Strecken, die Bauarbeiter auf ihrem Weg zu den Baustellen zurücklegen, enorm, so die IG Bau Oberbayern. Die Bau-Gewerkschaft hat die Fahrstrecken beim Pestel-Institut untersuchen lassen. Demnach sind rund 2930 Bauarbeiter – das sind neun von zehn Beschäftigten der Baubranche – im Landkreis Rosenheim an 200 Arbeitstagen unterwegs, um zu Baustellen zu kommen. Für die einfache Fahrt legen sie dabei im Schnitt 54 Kilometer zurück. Die Experten vom Pestel-Institut kommen auf rund 63,4 Millionen „Baustellen-Kilometer“ im Jahr.
Rosenheimer Arbeiter:
1581-mal um die Erde
„Rein rechnerisch fahren die Bauarbeiter aus dem Landkreis Rosenheim damit rund 1581-mal um die Erde“, so Harald Wulf. Es sei ein „hartes Stück Arbeit“ gewesen, die Entschädigung der Wegezeit am Tariftisch durchzusetzen. Für die Strecken zwischen dem Betrieb und der Baustelle bekommen Bauarbeiter jetzt – je nach Kilometern – zwischen sechs und acht Euro pro Tag. Wer das eigene Auto nimmt, bekommt weiterhin zusätzlich Kilometergeld. Mehr Infos dazu gibt es bei der IG Bau Oberbayern unter Telefon (089)5441050.