Bei den Lackierern gratulierten (von links) Traunsteins Obermeister Michael Röling, stellvertretender Kreishandwerksmeister Hans Angerer den Prüfungsbesten Emelie Christin Bachmeier, Celine Gring und Kelvin Woghiren. Auch Obermeister Jürgen Zellerhoff (rechts) beglückwünschte die Gesellen. Fotos wz
Traunstein/Berchtesgadener Land – Es ist der Höhepunkt und stellt zugleich den Abschluss der Ausbildungszeit dar: Die Freisprechung, die im Handwerk gemäß einer Jahrhunderte alten Tradition zum Ende der Lehrzeit durchgeführt wird. In Kooperation führten kürzlich die Maler- und Lackierer-Innungen Traunstein und Berchtesgadener Land die Veranstaltung durch.
Jürgen Zellerhoff, Obermeister der Innung Berchtesgadener Land, betonte in seiner Begrüßung salopp: „Die Bude ist voll und das ist toll!“ Zum Gelingen einer erfolgreichen Lehrzeit und Prüfung sei ein Zusammenarbeiten „Hand in Hand“ erforderlich. Er stellte dabei die Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen, Innungen und die Kreishandwerkerschaft sowie das familiäre Umfeld als wichtige Partner heraus, die jeweils auf ihre Weise einen Teil zum Gelingen einer erfolgreichen Lehrzeit beigetragen hätten.
Hohe Wertschätzung
für den Beruf
Siegsdorfs Bürgermeister Thomas Kamm sagte im Siegsdorfer Festsaal an die Gesellen gewandt: „Nichts mehr ist einfach.“ Der Beruf des Malers und Lackierers sei heute viel anspruchsvoller, als dies früher der Fall gewesen sei. Er hoffe, dass die jungen Leute lange in ihrem Beruf bleiben.
Traunsteins stellvertretende Landrätin Resi Schmidhuber sagte in ihrem Grußwort, die Anstrengungen der vergangenen Lehrzeit und der Abschlussprüfung würden nun der Vergangenheit angehören. „Ihr habt einen wichtigen und schönen Beruf erlernt,“ rief sie den jungen Gesellen zu. Sie ermutigte die jungen Leute, in ihrem Beruf zu bleiben, und gratulierte zu dem erfolgreichen Abschluss.
Stellvertretender Kreishandwerksmeister Hans Angerer, selbst Malermeister, führte die offizielle Freisprechung der jungen Gesellen durch und blickte auf die eigene Freisprechung vor 35 Jahren zurück. „Heute feiern wir gemeinsam Ihren erfolgreichen Berufsabschluss.“ Er verwies auf die hohe Wertschätzung, die das Handwerk genieße. „Das Handwerk ist tief in der Gesellschaft verwurzelt.“ Er betonte, ganz gleich ob Fassadendämmung oder Fahrzeuglackierung – „das Maler- und Lackiererhandwerk sei nicht aus der Gesellschaft wegzudenken“. Daneben habe das Maler- und Lackierer-Handwerk viel mit Ästhetik und schöner Ausführung zu tun. Nun würden die jungen Leute nach erfolgreicher Lehrzeit und Prüfung mit dem Gesellenbrief den verdienten Lohn bekommen.
Gesellen ließen
Emotionen freien Lauf
Sein Blick in die mittelalterliche Tradition machte deutlich, dass die Lehrzeit damals alles andere als ein Zuckerschlecken war. Er ermutigte die Gesellen, sich weiterzubilden und erworbenes Wissen mit neuen Auszubildenden zu teilen.
Die Freisprechung wurde von lang anhaltendem Applaus der Anwesenden begleitet. Und wer ganz genau hin hörte, mochte vielleicht auch den einen oder anderen Stein fallen gehört haben, der den Gesellen nach der langen Lehrzeit vom Herzen fiel. Der eine oder andere ließ seinen Emotionen bei der Übergabe freien Lauf.
Im Nachgang wurden in stimmungsvoller Atmosphäre die begehrten Gesellenbriefe verteilt, wobei den Prüfungsbesten eine besondere Ehrung zu Teil wurde. In der Fachrichtung Gestaltung und Instandsetzung hatten 24 Teilnehmer (acht davon weiblich) die Prüfung erfolgreich abgelegt. Der Notendurchschnitt aus Theorie und Praxis lag bei 2,08. Prüfungsbester in der Fachrichtung Gestaltung und Erhaltung im Landkreis Berchtesgadener Land war Christian Lederbauer vom Ausbildungsbetrieb Markus Koll aus Schönau mit einem Notendurchschnitt von 1,25, gefolgt von Christina Graßl vom Ausbildungsbetrieb Jürgen Zellerhoff in Bayerisch Gmain mit einem Schnitt von 1,3 und Sebastian Ponn vom Ausbildungsbetrieb Markus Koll aus Schönau mit einem Schnitt von ebenfalls 1,3. Im Landkreis Traunstein hatten Martin Senke vom Ausbildungsbetrieb Arno Poferl in Staudach mit 1,25 vor Maria Sophie Mühlberger vom Ausbildungsbetrieb Hanisch in Siegsdorf mit 1,3 und Moritz Mühlbauer vom Ausbildungsbetrieb Mühlbauer in Bergen mit 1,6 die Nase vorn.
Bei den Fahrzeuglackierern hatten acht Gesellen (davon drei Teilnehmerinnen) die Prüfung erfolgreich abgelegt. Prüfungsbeste war hier Emelie Christin Bachmeier vom Ausbildungsbetrieb Hans Köhnlein aus Kirchdorf mit einem Schnitt von 2,85, gefolgt von Celine Gring vom Ausbildungsbetrieb Ludwig Wallner in Rosenheim mit einem Schnitt von 2,95 und Kelvin Woghiren vom Ausbildungsbetrieb Tarkusch und Fleischer in Kolbermoor mit einem Schnitt von 3,15.
Im Malerfachwerk traten acht Prüflinge an, darunter eine weibliche Teilnehmerin. Der Notendurchschnitt lag hier bei 2,93. Prüfungsbester war Alexander Renz von der Jugendsiedlung in Traunreut mit einem Schnitt von 1,7.
Gute Leistungen
abseits der Notenskala
Letztendlich freuten sich alle Gesellen über den erfolgreichen Ausgang der Gesellenprüfung, die ihnen für die weitere berufliche Entwicklung umfangreiche Perspektiven bietet.
Obermeister Jürgen Zellerhoff stellte einige besondere Leistungen heraus, in denen sich junge Gesellen teilweise auch abseits der Notenskala bewiesen haben. Gerade auch einige Migranten hätten sich in einem für sie völlig veränderten Umfeld erfolgreich behauptet und ihren beruflichen Weg gefunden, so Zellerhoff.
Herzerwärmend war auch das kurze Statement der Klassensprecherin Josefine Zellerhoff mit einer kurzen Hommage an ihren Vater, Obermeister Zellerhoff, sowie eine Würdigung des Engagements von Fachlehrerin Sandra Groiß. Für den richtigen Sound auf der Bühne sorgte DJ Murat Deneri. Andreas Wittenzellner