Altötting/Teising – Bei Veranstaltungen von Milcherzeugern werden heute regelmäßig die Halter von Milchkühen ausgezeichnet, die während ihres bis zu zwölf Jahre dauernden Lebens mehr als 100000 Kilogramm Milch geliefert haben. Um eine solche Leistung zu bringen, müssen sie bis zu zehn Kälber zur Welt bringen. Das kostet viel Kraft. Deshalb ist es wichtig, die Tiere in der „Trockensteherphase“, in der sie zwischen sechs und acht Wochen vor der nächsten Geburt nicht mehr gemolken werden, gezielt anders zu füttern als die Milch gebenden Kühe.
Stellschraube
für Erfolg
Diese „Stellschraube“ für betriebswirtschaftlichen Erfolg stellte Johannes Friedrich vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Töging daher in den Mittelpunkt des Milchviehtags 2024 für die Landkreise Altötting und Mühldorf. Der in einem Milchviehbetrieb in Trostberg aufgewachsene Berater des AELF und Hans-Jörg Steinberger aus Rattenberg als Kreisvorsitzender des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern begrüßten Mitte Januar die Teilnehmer.
Als „Erfolgsrezept“ bezeichnete Johannes Anzenberger die gezielte Trockensteher-Fütterung. Er ist seit vier Jahren Fütterungsberater beim LKV Bayern und stammt aus einem Milchviehbetrieb. „Reste haben in der Trockensteher-Fütterung nichts verloren“, stellte er klar. „Mit einer gezielten Zusammensetzung des Futters gilt es, sowohl eine Verfettung als auch ein Abmagern zu vermeiden.“ Eine fette Kuh tue sich bei der Geburt schwer. Eine abgemagerte habe nicht genügend Reserven für ihr Kalb und brauche lange, bis sie wieder auf eine ordentliche Milchleistung komme. Prinzipiell eigneten sich Grassilage, Silomais, Stroh, Biertreber oder Rapsschrot, den man gut lagern und beimischen könne. Dabei sei auf die Zusammensetzung zu achten.
„Weil eine Kuh viel fressen muss, damit ihr Pansen groß bleibt, ist die Strohlänge entscheidend“, sagte der Fütterungsberater. „Weniger als zwei Zentimeter wären ideal.“ Da rund die Hälfte der Betriebe loses Stroh nicht lagern könne, empfahl er, über den Winter einen Lohnunternehmer mit einer Strohmühle kommen zu lassen. Eine Alternative zur Strohmühle sei eine Mulchpresse, die aber dann einen sehr guten Fahrer brauche, ergänzte der Referent. Feldhäcksler, die auch im Landkreis Mühldorf verbreitet sind, erreichten nicht die Qualität einer Strohmühle. Anzenberger legte den Landwirten ans Herz, die Trockensteher von den Milch gebenden Kühen getrennt unterzubringen, sie aber dennoch regelmäßig zu füttern, weil auch sie den menschlichen Kontakt bräuchten. Sie auf eine „Joggingweide“ zu schicken, sei wegen der Bewegung gut, aber füttern müsse man sie dann trotzdem im Stall. „Mit Abstand das Wichtigste ist aber, die Boxen der Trockensteher und der Kühe, die frisch gekalbt haben, nicht überzubelegen“, sagte er abschließend. Der 23 Jahre alte Landwirtschaftsmeister und Agrar-Betriebswirt Leonhard Schmid schilderte anschließend die Umsetzung solcher Ratschläge in seinem rund 80 Hektar großen Betrieb. Er und sein Vater halten 150 Milchkühe, die im Durchschnitt 9923 Kilogramm Milch pro Jahr geben. Sein Betrieb, der 2024 Ausbildungsbetrieb werde, achte schon seit mehr als zehn Jahren auf Extra-Rationen für Trockensteher. „Am sichersten ist immer die Mühle, wenn es um kurzes Stroh geht, auch wenn die nicht günstig ist und beim Beschicken der Mühle und der Lagerung viel Arbeit macht“, erklärte der angehende Betriebsleiter. „Kurzes Stroh, eine Fütterung zu konstanten Zeiten und die regelmäßige Bestimmung der Trockenmasse-Aufnahme sind bei uns die Erfolgsfaktoren“, bilanzierte er.
Leistung und
Gesundheit steigern
In der abschließenden Fragerunde erklärte er, mit der gezielten Fütterung seien die Leistung und die Tiergesundheit gestiegen und die Tierarztkosten gesunken. Laut dem Organisator Friedrich ist das Durchrechnen von Futterrationen heute ein wichtiges Thema bei der Ausbildung von Landwirten.