Dialog zwischen Wirtschaft und TH stärken

von Redaktion

Wissenschaftsminister Markus Blume zu Gast bei „Seeoner Gespräch“

Seeon – Zum „Seeoner Gespräch 2024“ unter dem Motto „Fortschritt gemeinsam gestalten“ haben sich kürzlich im Kloster Seeon 110 Mitglieder des „Seeoner Kreises“ getroffen. Der „Seeoner Kreis“ soll den Dialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in der Region fördern. Gerade jetzt, „wo die Wirtschaft von starker Unsicherheit geprägt ist“, spielt laut dem Vorsitzenden des Vereins, Gerald Rhein, die Zusammenarbeit zwischen der Technischen Hochschule (TH) Rosenheim und der Wirtschaft eine große Rolle. Der „Seeoner Kreis“ könne dabei als „Vorbild für ganz Bayern“ dienen.

Bildung ist Wirtschaft
von morgen

Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März betonte in seinem Grußwort ebenfalls den Nutzen der Zusammenarbeit. „Glasperlenspiele in Elfenbeintürmen taugen nicht für die Praxis“, so März. Sorgen macht ihm der Kapitalabfluss aus Deutschland, dass die Zahl der aktiven Arbeitskräfte durch den demografischen Wandel stark sinkt und die zunehmende Bürokratie. Positiv zu sehen sei, so der Oberbürgermeister, dass „unser Geist“ ein „wichtiger Faktor“ sei, der technischen Fortschritt bewirke. TH-Präsident Professor Heinrich Köster fasste diesen Gedanken mit den Worten „Bildung ist die Wirtschaft von morgen“ zusammen.

Ein düsteres Bild der Wirtschaft zeichnete Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume. Von den Zahlen über die Stimmung bis zur Lage sei alles schlecht. Deutschland laufe aufgrund einer „eklatanten Fortschrittsschwäche“ Gefahr, zum „weltgrößten Freilichtmuseum“ zu werden. Andere Länder wie Indien und China würden auf Talente und Technologie setzen, während sich Deutschland in der Komfortzone ausruhe. „Wir müssen Deutschland in Ordnung bringen“, so der Minister, es müsse wieder mehr Fortschritt gewagt werden. Einen Fortschritt brachte er mit: eine Urkunde zum Promotionsrecht, das die TH jetzt erhalten hat.

Auch Unternehmen
profitieren

Das Promotionsrecht eröffnet der FH neue Möglichkeiten. Wie diese aussehen, durften die Teilnehmer des Gesprächskreises mit Adrian Ganz vom Münchner „Politik-Labor“ in Arbeitsgruppen selbst erarbeiten.

Festgestellt wurde unter anderem, dass Mitarbeiter von Unternehmen an der FH Forschung betreiben können, die dem Unternehmen nützt. Von dem neuen Angebot der Promotion könnten Unternehmen auch bei der Anwerbung von Mitarbeitern profitieren. Man könne Fachkräfte nach Südostbayern holen, wenn man ihnen die Möglichkeit biete, im Rahmen ihrer Tätigkeit zu promovieren. Zudem können promovierte und damit hoch qualifizierte Arbeitnehmer abgeworben werden. Das abwerbende Unternehmen könnte sich damit die Kosten sparen, die bei der Freistellung eines Ingenieurs für die Promotionsarbeit deutlich im sechsstelligen Bereich liegen. Dieses Problem sei aber durch entsprechende Verträge lösbar.

Das gelte auch für das Dilemma zwischen Veröffentlichungspflicht und Geheimhaltung von firmeninternem Wissen. Die Antwort auf diese und andere Fragen, etwa welches Thema promotionswürdig ist und welche Fördergelder es gibt, muss im Einzelfall geklärt werden. Bei Interesse sollen die Unternehmer Kontakt zur TH aufnehmen, so lautete der Rat. Ludwig Schubert

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