Bangen um Trachten-Filialen wegen drohender Gössl-Insolvenz

von Redaktion

Geschäftsführer erhebt Vorwürfe – Folgen für Rosenheim?

Rosenheim – Die Lage ist ernst. Wie ernst, das weiß Maximilian Gössl. Er ist der Geschäftsführer des Salzburger Trachtenherstellers Gössl. Seinem Unternehmen droht die Insolvenz – und zwar bereits für den 10. Dezember. „Seit über zwei Jahren habe ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, genau das, was uns jetzt bevorsteht, zu verhindern. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum weder Bank noch Politik Gehör und Verständnis für unseren seit 1947 erfolgreichen Betrieb aufbringen können“, sagte Gössl am Montag auf einer Pressekonferenz.

Folgen der
Corona-Krise

Verantwortlich für die Situation seien ihm zufolge keineswegs unternehmerische Fehler, sondern die Folgen der Corona-Krise und das Vorgehen der Hausbank. So erhielt das Traditionsunternehmen während der Pandemie eigenen Angaben zufolge 5,9 Millionen Euro an Hilfszahlungen. Im selben Zeitraum seien aufgrund des Lockdowns jedoch Verluste in Höhe von 9,9 Millionen Euro entstanden. „Wir sind auf 40 Prozent der Lockdown-Verluste sitzengeblieben, die anderweitig finanziert werden mussten“, teilt das Unternehmen mit.

Also wurden auf Anraten der Hausbank des Unternehmens zwei Corona-Überbrückungskredite aufgenommen – einmal in Höhe von zwei Millionen Euro, einmal in Höhe von 500000 Euro. Als Tilgungsfrist für die Kredite wurde Ende 2024 vereinbart – in der Annahme, dass dem ersten Lockdown keine weiteren folgen. Weil es bekanntlich aber anders kam, habe man die Raten nicht fristgerecht tätigen können. Grund hierfür sei auch, dass die Zahlungen der Covid-19 Finanzierungsagentur des Bundes (Cofag) erst 2023 mit anderthalb Jahren Verspätung angelangt seien.

Anfang September stellte die Bank dem Unternehmen zufolge den Überbrückungskredit und einen weiteren Betriebsmittelkredit in Höhe von 360000 Euro vorzeitig fällig. Zugleich habe die Bank vorhandene liquide Mittel in Höhe von mehr als 400000 Euro gesperrt. „Sowohl die vorzeitige Fälligstellung als auch das Sperren unserer liquiden Mittel kann ich nur so interpretieren, dass eine Insolvenz erzwungen werden soll. Ohne jegliche Rücksicht auf die Verluste für das Unternehmen“, so die Gössl-Geschäftsführung. Wie es jetzt weitergeht, scheint offen. Das Verhalten der Bank kritisiert der Sanierungsexperte Gerald Zmuegg: „Der Firma den Geldhahn zudrehen, Rückzahlungen grundlos frühzeitig erzwingen und sich dann jeglichen Verhandlungen versperren, ist ein mehr als unwürdiges Verhalten einer führenden österreichischen Kommerzkundenbank.“

Rechtliche Schritte
werden geprüft

Ihm zufolge würde bereits eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist durch den Gesetzgeber helfen. Zugleich will er rechtliche Schritte gegen die Bank prüfen.

In Rosenheim wird die Tracht des Unternehmens Gössl unter anderem im Bekleidungsgeschäft „Beo“ am Max-Josefs-Platz verkauft. Welche Folgen eine Insolvenz des Trachtenherstellers auf das Geschäft haben könnte, scheint noch offen. Beo-Geschäftsführerin Maria Reiter verweist für Presseanfragen lediglich an die Firma Gössl. Anna Heise

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