München – Giulio Terzariol blickt wie viele besorgt in die USA. „Bislang sind die Finanzmärkte cool“, sagt der Finanzchef des Versicherungsriesen Allianz. Aber ob das angesichts der politischen Unwägbarkeiten so bleibt, weiß er nicht. Auch die Pandemie könne sich jederzeit wieder so verschärfen, dass das auf das Geschäft der Allianz durchschlägt. Eine Prognose für das Gesamtjahr gibt er deshalb nicht.
Dabei ist es 2020 nach neun Monaten angesichts der Umstände mehr als passabel gelaufen. Das dritte Quartal brachte einen unverhofften Überschuss um fünf Prozent auf gut 2,1 Milliarden Euro. Die operativen Gewinne stehen nach neun Monaten bei 7,8 Milliarden Euro. Analysten rechnen damit, dass der Versicherer bis Ende des Jahres auf gut zehn Milliarden Euro kommt. Das wären zwar rund zwei Milliarden Euro weniger als 2019. Aber stellt man in Rechnung, dass die Münchner für Lasten aus der Corona-Krise vor allem durch Policen gegen ausfallende Veranstaltungen rund 1,3 Milliarden Euro haben bezahlen müssen, ist das Geschäft bemerkenswert stabil. Zudem leidet die Allianz deutlich weniger als beispielsweise Versicherungsnachbar Munich Re, der bislang 2,3 Milliarden Euro an Corona-Schäden zu verkraften hat. Seinen Aktionären versichert die Allianz jedenfalls schon heute für 2020 eine Dividende mindestens auf Vorjahresniveau.
Bei so manchem Versicherungskunden aus Gastronomie oder Hotellerie ist die Allianz weniger spendabel. Betroffen sind sogenannte Betriebsunterbrechungspolicen, wo die Allianz nicht bezahlen will, weil ihrer Ansicht nach eine Pandemie nicht abgedeckt sei. Das ist umstritten. Allein in Deutschland seien deshalb bislang gut 130 Klagen gegen seinen Konzern anhängig, räumt Terzariol ein.
Das eigentliche Geschäft mit Versicherungen läuft dagegen 2020 bislang robust. Die Beitragseinnahmen sind nach neun Monaten des Jahres um überschaubare zwei Prozent auf 105 Milliarden Euro gesunken. Bei Schaden- und Unfallpolicen sowie Lebens- und Krankenpolicen sanken die operativen Gewinne zwar um rund 15 Prozent auf zusammen 6,4 Milliarden Euro. In der dritten Geschäftssäule Vermögensverwaltung legten die operativen Gewinne aber um zwei Prozent auf zwei Milliarden Euro zu. tmh