Airbus-Umbau treibt Belegschaft um

von Redaktion

VON MARTIN PREM

Augsburg – Die Werke in Augsburg-Haunstetten gehören zu den traditionsreichen deutschen Luftfahrt-Standorten. Die Trambahnhaltestelle davor heißt heute noch wie früher die ganze Fabrik: Messerschmitt. Ein Standort mit wechselhafter Geschichte, in der wieder einmal ein neues Kapitel aufgeschlagen werden soll. Das Unternehmen gehörte früher direkt zum Airbus-Vorgängerkonzern EADS und ist heute Zentrale der Airbus-Tochter Premium Aerotec. Es ist nun wichtiger Teil der Umbaupläne bei Airbus, die derzeit Betriebsräte und Arbeitnehmer auf die Palme bringen.

Unter der Marke Premium Aerotec fasste 2009 der damalige Airbus-Chef Tom Enders mehrere Werke zusammen, die er eigentlich ganz loshaben wollte. Doch für einen Börsengang passte das Umfeld nicht und Kaufinteressenten boten nicht genug. So blieb Premium Aerotec nicht gerade als Lieblingstochter Teil des Mutterkonzerns EADS (später Airbus SE). Aber faktisch war Premium Aerotec ein Zulieferer und auch offen für Aufträge des Airbus-Rivalen Boeing.

Ein erneuter Verkaufsversuch 2019/2020 klappte wieder nicht. Zum Glück für den heutigen Airbus-Chef Guillaume Faury. Denn der hat jetzt etwas ganz anderes im Sinn: Er will die Tochter wieder enger an sich binden. Der größte Teil von Premium Aerotec (darunter drei der vier Augsburger Werke) soll wieder richtig in den Konzern eingebunden werden. Diese Teile, darunter auch die Standorte Nordenham und Bremen, sollen mit Airbus-Aktivitäten in Hamburg und Stade zu einer neuen Firma im Airbus-Konzern verschmolzen werden. Allen gemeinsam ist, dass sie Flugzeugstrukturteile herstellen. Das sind vormontierte Teile gewissermaßen für den Rohbau eines Flugzeugs. Die neue Firma soll nicht mehr als unabhängiger Zulieferer agieren, sondern fest in die interne Lieferkette von Airbus eingebunden sein. Das betrifft aber nicht nur den Zivilflugzeugbau. In Augsburg werden beispielsweise auch die Rumpfmittelteile für den Eurofighter gebaut. Und ein zweites, ganz ähnliches Unternehmen soll aus vergleichbaren Aktivitäten in Frankreich entstehen.

Doch ein Teil von Premium Aerotec bleibt bei dieser Konzern-Rochade ausgespart. Das ist das Werk 4 Premium-Aerotec in Augsburg, das in Varel und das in Rumänien. In diesen Werken entstehen kleinere Flugzeugteile – etwa Befestigungshaken. Sie sollen gemeinsam eine neue Gesellschaft bilden und auch künftig weitgehend unabhängig am Markt agieren. Von der „Gründung eines neuen Global Players im Bereich Einzelteilfertigung“ spricht man offiziell bei Airbus.

Arbeitnehmervertreter dagegen bangen um Arbeit und Geld. In Augsburg oder Hamburg würden durch die Pläne Werkshallen und Standorte auseinandergerissen, kritisiert der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Holger Junge. Dadurch würden „unnötige Schnittstellen und eine Zwei-Klassen-Belegschaft geschaffen, die leichter zu erpressen ist“.

Und wo Airbus davon spricht, dass die neuen Firmen, „schlanker und flexibler“ werden, übersetzen das Arbeitnehmervertreter mit anderen Vokabeln: „Die Zerschlagung der Premium Aerotec und die Gründung eines Einzelteilfertigers setzt sofort tausende Arbeitsplätze in Deutschland unter massiven Verlagerungsdruck“, erklärte IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner. „Eine solche Firma stünde unmittelbar im Konkurrenzkampf mit Billigstandorten in Osteuropa und Asien.“

Mit den Plänen und den heftigen Reaktionen wollen sich beide Seiten auch für die bevorstehenden Auseinandersetzung in Stellung bringen. Die Änderungen sollen 2021 wirksam werden. Ohnehin kann Airbus kaum Fakten schaffen – ohne auf die Arbeitnehmer zuzugehen.

Offen ist noch, wie sich die Neuordnung von Airbus auf bisher externe Zulieferer von Strukturteilen – etwa Ruag in Oberpfaffenhofen – auswirken wird. „Wir wissen es noch nicht, sind aber in Gesprächen “, heißt es bei Airbus.   Mit Material von dpa

Artikel 3 von 6