Grundsteuer: Warum manche Städte billig sind und andere teuer

von Redaktion

Oft klaffen die Sätze selbst bei benachbarten Städten auseinander – Meist sind hohe Schulden der Grund

Berlin – Grundsteuer zahlt fast jeder – der Häuslebauer mit seinem Eigenheim und der Mieter, der die Steuer vom Vermieter aufgebrummt bekommt. Eine Studie zeigt, dass die Belastung durch diese Steuer je nach Stadt ganz unterschiedlich ausfällt. Ein Beispiel: Rund 90 Kilometer Luftlinie liegen zwischen der Ruhrgebietsstadt Witten und dem ostwestfälischen Gütersloh. In Sachen Grundsteuer trennen die Städte Welten: Während Witten für ein Standard-Einfamilienhaus 771 Euro im Jahr haben will, möchte Gütersloh mit 323 Euro noch nicht mal die Hälfte davon. Damit kommen die beiden Städte auf den letzten beziehungsweise ersten Platz des Grundsteuer-Rankings des Instituts der Wirtschaft (IW) Köln.

Grundsteuer ist ein eigentümliches Gewächs in derdeutschen Steuerlandschaft. Bei der Steuererhebung haben die Kommunen über sogenannte Hebesätze eigenen Spielraum. Diesen Spielraum nutzen manche aus, um Geld in die klammen Kassen zu bekommen. Andere Kommunen lassen den Hebesatz hingegen niedrig und hoffen darauf, dass die Stadt dadurch an Attraktivität gewinnt.

Es geht in der Studie um die sogenannte Grundsteuer B, also für Immobilien. Das Standard-Haus, für das die Studienwerte angeführt werden, hat 125 Quadratmeter Wohnfläche und ein 500 Quadratmeter großes Grundstück.

Zentrale Erkenntnis: Die Lage ist sehr unterschiedlich. Düsseldorf zum Beispiel steht mit 373 Euro gut da. Solingen, nur einen Katzensprung entfernt, verlangt 585 Euro. In Bonn sind es 576 Euro im Jahr und in Köln 436 Euro. In Offenbach 758 Euro und in Frankfurt 424 Euro. In Berlin 686 Euro und in Potsdam 462 Euro. Auffällig: das Ruhrgebiet mit hochverschuldeten Kommunen ist teuer. Mülheim an der Ruhr – 754 Euro, Duisburg – 724 Euro, Marl – 669 Euro. Mit Steuern sollen sich die klammen Kassen füllen.

Gegenüber 2018 haben zwölf Städte ihre Grundsteuer angehoben. Drei Städte verlangen in diesem Jahr weniger Grundsteuer als 2018: Erlangen (Bayern), Remscheid und Leverkusen (beide NRW). Und es gibt neben Gütersloh sehr günstige Städte: Regensburg – 335 Euro, Reutlingen und Ratingen – beide 339 Euro.

Studienautor Hanno Kempermann weist darauf hin, dass die meisten Städte notgedrungen an der Steuerschraube drehen. Weil sie dringend Geld bräuchten, würden sie von den übergeordneten Landesbehörden dazu verpflichtet. Auch andere Städte mit hohen Schulden gehen nach Worten des Fachmanns oft den Weg höherer Hebesätze.

„Das ist aber keine gute Vorgehensweise. Hohe Steuersätze seien abschreckend. „Wenn Bauträger eine Wohnsiedlung bauen oder wenn sich Privatleute ein Haus kaufen wollen, ist eine hohe Grundsteuer ein Kriterium für die Standortwahl: Wenn eine Stadt in der Nähe eine viel niedrigere Steuer hat, orientiert man sich mitunter um.“ Die Höhe der Grundsteuer ist zwar nur ein Baustein für die Wohnortwahl. Die Kosten für Baugrund oder die Höhe der Mieten fallen in der Regel stärker ins Gewicht. Dennoch ist es eine wichtige Facette, die sich mit weiteren Kostenfaktoren und mit Infos zu der Frage, was eine Stadt den Bürgern bietet, zu einem Gesamtbild zusammenfügen – und das fällt positiv oder negativ aus. „Unser Vergleich soll nicht anklagen, sondern soll zur Transparenz beitragen“, erklärt Kai Warnecke, Präsident von Haus & Grund, der Organisation, die die Studie in Auftrag gegeben hat. „Nur dann können die Bürger ihre Kommunalpolitiker konkret fragen, warum sie mehr Grundsteuer zahlen als Bürger anderer Gemeinden.“ WOLF VON DEWITZ

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