München – Champagner, Kaviar, Austern: Die Feinkostabteilung des Berliner KaDeWe steht für das, was das „Kaufhaus des Westens“ sein will: Ein Kaufhaus, das Luxus jeglicher Art anbietet – alles unter einem Dach. Bereits 1907, im Jahr der Gründung, sollte es der wilhelminischen Elite an nichts fehlen. Im Berliner Westen war eines der modernsten Kaufhäuser entstanden. Elektrisch betriebene Kohlefadenlampen sorgten für die Beleuchtung, es gab eine Filiale der Deutschen Bank, einen Friseur, einen Teesalon – und Luxus aus aller Welt.
Die Welt war aber bald eine andere: Nach Hitlers Machtergreifung 1933 enteigneten die Nazis faktisch die KaDeWe-Eigentümer, das jüdische Handelsunternehmen Hermann Tietz – bekannt durch die Anfangsbuchstaben Hertie.
1943 stürzte ein US-Flugzeug auf das Gebäude, es brannte aus. 1950 wurde das KaDeWe wiedereröffnet – statt Luxus waren vor allem Fett und Würstchen gefragt. Erst Ende der 70er bediente das Warenhaus wieder verstärkt die gehobene Kundschaft.
1994, fünf Jahre nach dem Mauerfall, stieg Karstadt ein – 1999 war die Karstadt-Mutter Arcandor aber pleite. Nach einigem Hin und Her kündigte 2013 der Österreicher René Benko mit seinem Signa-Konzern die Übernahme an. Benko bündelte das Traditionshaus am Kurfürstendamm in der KaDeWe-Group, gemeinsam mit dem Oberpollinger in München sowie dem Alsterhaus in Hamburg.
Jetzt ist die KaDeWe-Group insolvent, wie das Unternehmen gestern bestätigte. Zuvor waren bereits andere Firmen aus Benkos Imperium in die Pleite geschlittert. Die Insolvenzverfahren werden dadurch erschwert, dass Benko die Signa-Gruppe aus einem Geflecht aus hunderten Einzelfirmen aufgebaut hat.
Für Aufsehen sorgte vergangene Woche ein Bericht der „Financial Times“, wonach die Signa Development im vergangenen Jahr mehr als 300 Millionen Euro an zwei Firmen aus Benkos Umfeld überwiesen haben soll. Im ORF erklärte die Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer aber: „Der Vorwurf, es seien unmittelbar vor Insolvenzeröffnung Zahlungen von der Signa Development Selection AG an René Benko beziehungsweise ihm zuzurechnende Rechtsträger erfolgt, ist unrichtig.“ Zutreffend sei, dass es Forderungen gegen nahe stehende Gesellschaften der Signa-Gruppe gebe. „Nach aktuellem Erhebungsstand sind die kolportierten 300 Millionen für Immobilienprojekte der Signa verwendet worden.“
Und wie geht es weiter mit dem KaDeWe? Als am Montagmorgen Pleite-Gerüchte die Runde machten, überraschte Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg im rbb mit Optimismus: „Das KaDeWe läuft super“, sagte er. Eine Insolvenz habe nichts mit dem Ende eines Unternehmens zu tun, sondern bedeute eine Möglichkeit, „sich zu befreien“.