München – Mit einem Rekordergebnis hat Lars Wagner sein letztes Jahresergebnis als Vorstandsvorsitzender von MTU verkündet. Zwar bleibt er noch bis Ende 2025 in München. Doch gleichzeitig kommt im Lauf des Jahres bereits sein Nachfolger Johannes Bussmann am Bord, derzeit noch Chef des TÜV Süd. 2026 geht Wagner als Chef der Zivilflugzeugsparte zu Airbus nach Toulouse. Er wird damit die Nummer zwei im europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern.
Die Zahlen des Triebwerksbauers für 2024 können sich sehen lassen. Der Umsatz stieg um 38 Prozent auf 7,41 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern und Zinsen betrug 955 Millionen Euro. Im Vorjahr wurde noch ein Verlust von 161 Millionen Euro verbucht. Grund waren schadhafte Teile an 700 Turbinen. Das ist auch die Ursache für einen Schönheitsfehler in den Zahlen.
Zwar wurden die Rückstellungen für die Reparaturen bereits über den Verlust 2023 verbucht und beeinträchtigen das Ergebnis 2024 kaum mehr. Doch tatsächlich fließt das Geld bis 2026 in Raten ab. Und das drückte im vergangenen Jahr den freien Cashflow und damit die liquiden Mittel des Unternehmens um 48 Prozent auf 183 Millionen Euro.
Das kam bei den Aktionären nicht gut an: Der Kurs der Aktie fiel zeitweise um mehr als fünf Prozent. Finanzvorstand Peter Kameritsch kündigte „ein stringentes Cash-Management“ an. Das habe für ihn weiterhin höchste Priorität.
Fürs laufende Jahr ist MTU optimistisch. Wagner erwartet beim Umsatz und Ergebnis ein knapp zweistelliges Wachstum. Die fehlerhaften Triebwerke betrafen die wichtigste Säule im MTU Produktportfolio: Die besonders effizienten Getriebefans von Pratt & Whitney, für die MTU der wichtigste Partner des US-Konzerns ist.
Auch für die nähere und mittlere Zukunft plant MTU mit dieser Technologie. Sie soll allerdings unter anderem durch Hybridisierung noch einmal um 20 Prozent sparsamer werden. Klima-Neutralität soll dabei durch synthetische Kraftstoffe erreicht werden.
Daneben forscht MTU auch am elektrischen Fliegen mit wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen als Energiequelle. Allerdings eher langfristig und dauerhaft nicht für die Langstrecke. Ohnehin ist der darin entstehende Wasserdampf ein Problem, denn auch er – heute sichtbar als Kondensstreifen – trägt ebenso wie das Kohlendioxid in den Abgasen zum Treibhauseffekt bei.
Versuche, dem mit der Einspritzung von Wasserdampf in die Triebwerke entgegenzuwirken, brachten nicht den gewünschten Erfolg. Wagner sieht derzeit vor allem in veränderten Flugrouten und Flughöhen eine Möglichkeit, den Belastungen beizukommen. Der Weg zum klimaneutralen Fliegen bleibt steinig. Besser schlägt sich MTU am Boden. Den Großteil der Heizenergie der Münchner MTU-Zentrale liefert künftig eine Geothermie-Anlage.
MARTIN PREM