Das Navi zu den besten Küchen

von Redaktion

Der Guide Michelin erscheint seit 1900 – Den Alliierten half er sogar bei der Landung in der Normandie

Mit drei Monaten Verspätung präsentiert der Guide Michelin Deutschland heute das Ergebnis der Inspektoren. Wie jedes Jahr wird der Restaurantführer mit Spannung erwartet. Die große Frage lautet wie immer: Wer gewinnt, wer verliert Sterne?

Im vergangenen Jahr waren erstmals 300 Restaurants mit einem oder mehreren Sternen in Deutschland ausgezeichnet worden. Niemals zuvor hatte es so viele Ein-Sterne-Häuser (insgesamt 250) in Deutschland gegeben.

Zu den Hochburgen des guten Geschmacks gehören neben Bayern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Daran wird sich auch 2019 nichts ändern.

Der Guide Michelin ist gefürchtet wie kein anderer Restaurantführer weltweit – und das seit 1900. Nur während der beiden Weltkriege erschien der Guide nicht. Von Anfang an versprach der Guide Michelin „eine gerechte und völlig unabhängige Bewertung“. Das Wertungssystem ist unverändert geblieben: Ein Stern bedeutet „gute Küche“, zwei Sterne heißen, die Küche ist „einen Umweg wert“. Drei Sterne stehen für „lohnt eine Reise“.

Der Guide Michelin ist nicht nur so etwas wie ein Navigationsgerät zu den besten Küchen. Im Jahr 1944 unterstützte der Michelin sogar die Alliierten bei ihrer Landung in der Normandie – damals gab es wenig andere Karten oder gar Satellitenfotos zur Orientierung. Der US-Militärdienst hatte zuvor die Genehmigung erhalten, die letzte Vorkriegsausgabe von 1939 nachzudrucken – nicht etwa wegen der ohnehin in jener Zeit nutzlosen Gourmet-Adressen. Die Soldaten benutzten die Landkarten und Stadtpläne im Gourmet-Führer, um die französichen Städte Bayeux, Cherbourg und Caen von den Deutschen zu befreien. Am 6. Juni 1944 landeten die amerikanischen Truppen mit dem Guide Michelin als Sturmgepäck in der Normandie.

Der Guide Michelin wurde erstmals im Jahr 1900 in einer Auflage von 35 000 Exemplaren herausgegeben – zunächst ausschließlich auf Frankreich begrenzt. Die Touristikabteilung des bekannten Reifenherstellers Michelin hatte die Idee für den Werkstatt-Wegweiser gehabt. Im Jahr 1910 folgte dann die erste deutschsprachige Ausgabe.

Der Guide Michelin ist ein Hotel- und Reiseführer, der jährlich in unterschiedlichen Ländern erscheint. Der rote Bucheinband ist das Erkennungszeichen. Er bietet Orientierung für Feinschmecker. Konkurrenzprodukte sind der Gault Millau, der Feinschmecker, der Varta-Führer oder der Schlemmer-Atlas.

Die Höchstwertung drei Sterne gab es in Deutschland erstmals 1980 und wurde dem Restaurant „Aubergine“ unter Eckart Witzigmann verliehen. Seit 1970 empfiehlt die Gourmet-Bibel unter dem Motto Bib Gourmand auch preiswerte Lokale.  se

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