Zusatzzahlung für mehr Rente

von Redaktion

Mit zusätzlichen Renten-Einzahlungen lassen sich nicht nur die Altersbezüge erhöhen, man kann zudem auch Steuern sparen, erklärt die Zeitschrift „Finanztest“ (August-Ausgabe).

Wer kann die Regelung nutzen?

Beschäftigte ab 50 Jahren. Streng genommen ist die Regelung dafür da, die Abschläge einer Frührente auszugleichen. Genauso gut kann damit aber die reguläre Altersrente erhöht werden. Festlegen müssen sie sich zum Zeitpunkt der Einzahlung nicht.

Warum die Extrazahlungen interessant sein könnten, zeigen die Finanztester am Beispiel der 55-jährigen fiktiven Arbeitnehmerin Sina Heide. Sie verdient 50 000 Euro brutto, hat gespart und kann 44 916 Euro zusätzlich in die Rentenkasse einzahlen. Nach derzeitigen Werten erhöht sie damit ihre gesetzliche Rente vor Steuern und Sozialabgaben um 204 Euro im Monat, wenn sie regulär in den Ruhestand geht. Zusätzlich spart sie durch die Einzahlungen während ihres Berufslebens noch 13 719 Euro Steuern. Ihr tatsächlicher Einsatz liegt also niedriger.

Wie viel kann man einzahlen?

Frei wählen können Arbeitnehmer den Einzahlbetrag nicht. Die Rentenkasse rechnet einen individuellen Maximalbetrag aus. Das ist die Summe, die sie einzahlen müssten, um anfallende Abschläge bei einem vorzeitigen Rentenbeginn auszugleichen. Mehr geht nicht und damit ist auch das mögliche Plus bei der Rente begrenzt.

Der früheste Rentenstart ist mit 63 Jahren. Das geht aber nur, wenn Versicherte bis dahin auf mindestens 35 Versicherungsjahre kommen. Die Finanztest-Modellversicherte Heide schafft das nicht. Sie könnte frühestens mit 64 Jahren gehen. Ginge sie zu diesem Zeitpunkt, betrüge ihre Rente 1500 Euro brutto; eingerechnet sind Abschläge von 10,8 Prozent für 36 Monate vorzeitigen Rentenbeginn.

Für den Ausgleich müsste sie der Rentenkasse 44 916 Euro überweisen. Geht sie mit 64 in den Ruhestand, erhöht sie ihre Monatsrente nach heutigen Werten auf 1682 Euro. Arbeitet sie bis 67, erhöht die Sonderzahlung ihre Rente nach derzeitigem Stand um 204 Euro. Statt 1808 Euro brutto bekäme sie 2012 Euro. Sie könnte auch weniger einzahlen. Entsprechend niedriger fiele dann die Rente aus.

Wie spart man am meisten Steuern?

Steuerlich attraktiv ist es für Beschäftigte, die Summe in drei Jahresraten aufzuteilen. Nur so kommt sie auf die hohe Steuerersparnis von mehr als 13 719 Euro. Allerdings steigen der Rentenwert und die Kosten für einen Rentenpunkt üblicherweise jedes Jahr. Generell gilt deshalb: Je weniger Steuern Versicherte absetzen können, desto mehr lohnt es sich, alles auf einmal zu zahlen.

Gibt es auch Nachteile?

Man muss bedenken, dass man auf das einbezahlte Geld keinen Zugriff mehr hat und es auch nicht mehr vererben kann. auf Renten müssen zudem Steuern, Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge abgeführt werden. Wenn jemand nicht mit einem langen Leben rechnet, etwa weil er krank ist, lohnt sich die zusätzliche Einzahlung nicht.

Und die Vorteile?

Man hat eine sichere, lebenslange Rente, spart während des Arbeitslebens teils kräftig an Steuern, hat eine relativ gute Rendite und die Einzahlungen erhöhen auch die Hinterbliebenenrente.

Ist es nicht besser, in eine private Rentenversicherung einzahlen?

Eher nicht. Verglichen mit einer klassischen, aufgeschobenen Privatrente mit Garantieverzinsung ist die Einzahlung in die Rentenkasse gar nicht schlecht. Würde Heide 31 197 Euro beim Versicherer Europa, dem Testsieger von „Finanztest“ von 2017, in eine Rente gegen Einmalbeitrag investieren, bekäme sie laut dessen Tarifrechner mit 67 Jahren nur eine garantierte Monatsrente von 114 Euro (Stand Juni 2020).

Weniger drastisch ist der Unterschied, bezieht man Steuern und Abgaben im Ruhestand mit ein. Anders als bei der gesetzlichen Rente geht von der Privatrente nur wenig ab. Trotzdem bringt die Sonderzahlung mehr. Nach heutigen Werten blieben der gesetzlich krankenversicherten Heide monatlich rund 108 Euro netto von der Privatrente, aber 137 Euro von der Zahlung an die Rentenkasse. Wie viel Rente netto letztlich von der Zusatzzahlung bleibt, hängt von der Höhe der Einkünfte im Alter ab. Zur Einordnung: Die gesetzliche Rente einschließlich Zusatzzahlung der Beispielversicherten Heide liegt bei 2012 Euro im Monat. Andere Einkünfte hat Sina Heide nicht.

Aber auch bei einer Privatrente kann das Ergebnis anders ausfallen. Die Finanztester haben den Versicherer Europa für den Vergleich herangezogen, weil dessen Tarife vergleichsweise hohe garantierte Renten bieten. Es gibt viele mit deutlich niedrigeren Garantierenten. Um den privaten Tarif mit der gesetzlichen Rente inklusive ihrem Hinterbliebenenschutz vergleichen zu können, hat „Finanztest“ ein Vergleichsangebot mit Beitragsrückgewähr in der Ansparphase und einer zehnjährigen Rentengarantie in der Auszahlphase gewählt.

Auch mit einer steuerlich geförderten, klassischen Rürup-Rente fahren Arbeitnehmer nicht immer besser. Für privat Krankenversicherte, die im Alter keine Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge auf die gesetzliche Rente abführen, sind die Extrazahlungen besonders interessant.

Nutzen viele die Möglichkeit der Zuzahlung?

Bisher fristen gesetzliche Ausgleichszahlungen ein Nischendasein. Doch die Rentenversicherung sieht ein zunehmendes Interesse. Dirk Manthey von der Deutschen Rentenversicherung sagt: „Die Zahl der Versicherten, die solche Beiträge leisten, ist in den letzten Jahren spürbar gestiegen.“ So seien etwa die Einnahmen durch Beiträge, die in diesem Zusammenhang gezahlt wurden, von 23 Millionen Euro im Jahr 2014 auf 291 Millionen Euro im Jahr 2018 gestiegen. Nach der Finanzkrise hatte sich das umlagefinanzierte gesetzliche System bewährt. Wie es durch die Corona-Krise kommt, muss sich zeigen. Im Juli sind die Renten noch einmal kräftig gestiegen.

Wer berät mich?

Die Rentenversicherung macht das kostenlos (unter Telefon 0800/10 00 48 00 und deutsche-rentenversicherung.de). Bitten Sie um eine Einschätzung, wie sich die Verteilung der Einzahlung über mehrere Jahre auf die Höhe der Rentenansprüche auswirkt.

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