Impulse für die Muskeln

von Redaktion

Immer öfter kommt man in Städten an Schaufenstern vorbei, in denen verkabelte Menschen unter Anleitung seltsame Bewegungen ausführen. Es handelt sich um EMS-Training – eine relativ neue Trainingsart.

Wie funktioniert es?

Beim EMS-Training werden die Muskeln mit elektronischen Impulsen stimuliert. Der Trainierende trägt eng anliegende Funktionswäsche, darüber eine angefeuchtete Weste und Manschetten, an denen Elektroden angebracht sind. Unter Anleitung eines Trainers werden Übungen ausgeführt, bei denen sich die Muskeln anspannen. Währenddessen geben die Elektroden sekundenlang Impulsströme ab, die über die Haut an die Muskeln weitergegeben werden. Der Impuls löst eine Kal- ziumausschüttung aus, die einen Kontraktion nach sich zieht. Die Einheiten sind mit rund 20 Minuten kurz.

Für wen ist EMS geeignet?

Die Einstiegshürden sind gering: Ob alt oder jung, trainiert oder untrainiert – das spielt keine Rolle. Unter anderem Schwangere, Menschen mit Herzrhythmusstörungen, Diabetes oder Krebs sowie Personen mit implantiertem Herzschrittmacher sollten allerdings kein EMS-Training machen.

Gibt es Risiken?

Zu unterschätzen ist das Training nicht, warnt der Sportmediziner Klaus Völker in der Zeitschrift „test“ (Ausgabe 10/2020). Zu intensives und zu häufiges EMS-Training könne – genau wie übertriebenes Krafttraining – im Extremfall Muskulatur zerstören. Doch die Risiken seien kalkulierbar, wenn der Trainer sein Handwerk beherrsche, die Stromspannung angemessen justiere und berücksichtige, wie belastbar der Kunde sei, so der Experte. Trainer sollten eine Grundqualifikation im Sportbereich und eine Zusatzqualifikation als EMS-Trainer haben, empfiehlt die Stiftung Warentest.

Wie lief der Test?

Die Experten haben sechs große EMS-Anbieter in Deutschland getestet. Das Ergebnis ist mittelmäßig – die Gesamtbewertungen liegen zwischen 2,5 und 3,3. Nur eine Kette schnitt gut ab, und das auch nur knapp (Note 2,5): Terra Sports. Dahinter folgt EMS-Lounge mit Note 2,6, 25Minutes und Body-street mit 2,7, Körperformen (3,0) und Fitbox (3,3).

Was kann EMS?

Ein Vorteil des EMS-Trainings besteht laut Völker darin, dass mehr Muskelgruppen gleichzeitig trainiert werden als bei konventionellem Krafttraining und die Muskeln durch die elektronischen Impulse bis in die tiefen Schichten gekräftigt werden. So wirke EMS für den Rücken überdurchschnittlich und könne Verspannungsschmerzen vorbeugen und sie nachweisbar lindern. Aber: Es ersetzt weder Ausdauersport noch Beweglichkeitstraining. Es sei auch eher unwahrscheinlich, dass man nur mit EMS viel Gewicht abnehmen könne.

Was war schlecht?

Keine Kette war laut Test in Bestform. Oft war die Kompetenz der Trainer mäßig, bei manchen fand Training zu dritt statt, obwohl ein Trainer maximal zwei Personen gleichzeitig betreuen darf. Manche Trainer ließen Kunden zu oft trainieren.

Wie oft trainiert man?

Studios, welche sich an der DIN-Norm orientieren, dürfen Anfängern nur ein Training pro Woche anbieten. Ab der elften Trainingswoche ist es in Ordnung, wenn mindestens vier Tage zwischen den Einheiten liegen.

Was kostet es?

Der Wochenbeitrag bei den Studios lag zwischen rund 20 und 40 Euro. Dazu kommt noch eine einmalige Gebühr zwischen 50 und 200 Euro, etwa für Beratung, Analyse, Trainingskarte – zum Teil gibt es dafür auch schon die nötige Funktionskleidung, die man unter der Weste und den Manschetten trägt. mm

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