Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Fieber und Gliederschmerzen werden in den nächsten Wochen und Monaten wieder zahlreiche Menschen zum Besuch der Arztpraxis zwingen. Überwiegend handelt es sich um Virusinfekte. Körperliche Schonung, viel trinken, bei Bedarf fiebersenkende Medikamente und Geduld – mehr ist meist für die Heilung nicht nötig.
Nur in seltenen Fällen ist die Ursache eine Infektion durch Bakterien. Dann können auch mal Antibiotika sinnvoll sein. Aber nur dann! Hierzulande werden Antibiotika immer noch viel zu häufig verschrieben. Das wird immer mehr zum Problem: Die Zahl multiresistenter Keime, also Bakterien, die durch Antibiotika nicht mehr behandelt werden können, nimmt stetig zu. Gleichzeitig werden kaum noch neue Antibiotika entwickelt. Um diese Entwicklung aufzuhalten, dürfen Antibiotika nur gezielt und bei eindeutiger Indikation eingesetzt werden!
Häufig höre ich Sätze wie: „Bei mir hilft nur ein Antibiotikum!“ Oder: „Ich muss unbedingt schnell gesund werden, ich brauche was Starkes!“ Hier hilft dann nur ausführliche Aufklärung. Das kostet Zeit und gerade in den Wintermonaten ist diese knapp. Da ist schnell der Rezeptblock gezückt – und das gewünschte Antibiotikum verschrieben.
Liebe Patienten: Ja, wir verstehen Ihren Wunsch nach schneller Heilung, das ist auch uns Ärzten das erste Anliegen! Aber: Ein Antibiotikum ist bei den meisten Atemwegsinfekten nicht die Lösung. Abgesehen davon können erhebliche Nebenwirkungen, wie allergische Reaktionen und Magen-Darm-Probleme, zu höchst unangenehmen Nebeneffekten führen. Haben Sie also lieber etwas mehr Geduld und vertrauen Sie Ihrem Arzt, wenn er Ihnen kein Antibiotikum verschreibt. Zwei bis drei, in seltenen Fällen auch mal mehr Infekte pro Jahr, sind ganz normal! Das hat nichts mit einer Immunschwäche zu tun. Achten Sie auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und insbesondere Händehygiene. Die meisten Erreger werden nämlich über die Hände übertragen. Husten und Niesen in die Ellenbeuge, regelmäßiges Händewaschen und -desinfizieren und das Vermeiden von Händeschütteln hilft, viele Infektionen zu umgehen.
Und: Lassen Sie sich gegen die Grippe impfen! Das hilft zwar nicht gegen eine banale Erkältung, wohl aber gegen die jährliche Influenza. Natürlich nicht 100-prozentig, aber etwa jede zweite Infektion kann verhindert werden! Bei geimpften Personen verläuft eine Infektion zudem deutlich milder.
Jährlich sterben immer noch mehrere hundert bis tausend Patienten in Deutschland an den Folgen einer Influenza-Infektion. Vor allem Menschen über 60 Jahre und chronisch Kranke sind hiervon betroffen. Aber auch bei Schwangeren kann es zu schweren Verläufen kommen, sodass auch hier die Impfung dringend empfohlen wird.
Sowohl für Kassen- als auch Privatpatienten steht dieses Jahr wieder der Vierfach-Impfstoff zur Verfügung. Meist beginnt die Grippewelle zur Jahreswende. Optimal ist eine Impfung deshalb im Oktober und November, macht aber auch später noch Sinn. Und, noch etwas: Da es sich um einen Totimpfstoff handelt, können Sie von dieser Impfung nicht krank werden!
Der hausärztlich tätige Internist mit Praxis in Krailling (Kreis Starnberg) schreibt heute über Virusinfekte im Herbst und Winter, sinnlose Antibiotika-Gaben und eine wichtige Impfung: gegen Grippe. Jetzt ist die beste Zeit dafür!